Bidirektionales Laden – wie Ihr Elektroauto bald Strom ins Hausnetz speist

Bidirektionales Laden macht das Elektroauto zum Energiespeicher. Strom kann nicht nur geladen, sondern auch ins Hausnetz zurückgespeist werden. Klingt nach Zukunft? In Deutschland wird diese Technologie bald Realität – dank neuer Normen und technischer Entwicklungen, die Hausbesitzern völlig neue Möglichkeiten eröffnen.

 

 

Elektroautos können weit mehr als nur fahren. Sie speichern Energie, die künftig nicht nur für den Antrieb genutzt werden kann, sondern auch für das eigene Zuhause. Dieses Prinzip nennt sich bidirektionales Laden – und gilt als wichtiger Schritt in Richtung einer flexiblen und nachhaltigen Energieversorgung.

 

Doch was ist davon in Deutschland heute schon möglich, welche Technik braucht man – und wann lohnt sich das für Privatleute wirklich?

 

Was bedeutet bidirektionales Laden überhaupt?

 

Bidirektionales Laden beschreibt die Fähigkeit eines Elektroautos, Strom nicht nur aufzunehmen, sondern auch wieder abzugeben – entweder ins Hausnetz oder ins öffentliche Stromnetz. Das Auto wird damit zu einem aktiven Energiespeicher, der Strom aus Photovoltaikanlagen oder günstigen Netzzeiten zwischenspeichern kann.

 

Je nach Anwendung wird zwischen verschiedenen Varianten unterschieden:

 

  • Vehicle to Load (V2L): Direkte Stromabgabe an Geräte über eine Steckdose oder einen Adapter.
  • Vehicle to Home (V2H): Rückspeisung in die Hausinstallation, um Haushaltsstrom zu liefern.
  • Vehicle to Grid (V2G): Einspeisung ins öffentliche Stromnetz zur Netzentlastung oder Energievermarktung.

 

Hinweis: Die Grundlage dafür bildet die Norm ISO 15118-20, die seit 2022 die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladepunkt regelt.

 

Welche Formen sind aktuell in Deutschland möglich?

 

In Deutschland ist bidirektionales Laden technisch bereits verfügbar, aber noch nicht flächendeckend rechtlich abgesichert. Die einzelnen Varianten unterscheiden sich deutlich im Genehmigungs- und Anwendungsrahmen.

 

Aktuell gilt:

 

  • Vehicle to Load (V2L): uneingeschränkt erlaubt, da keine Verbindung zum Stromnetz besteht.
  • Vehicle to Home (V2H): zulässig, wenn die technischen Anschlussregeln (VDE-AR-N 4105) eingehalten und die Anlage beim Netzbetreiber angemeldet wird.
  • Vehicle to Grid (V2G): technisch möglich, aber noch stark reguliert. Erste kommerzielle Anwendungen werden ab 2026 erwartet.

 

Welche Technik wird für bidirektionales Laden benötigt?

 

Damit bidirektionales Laden funktioniert, müssen Fahrzeug, Wallbox und Hausinstallation aufeinander abgestimmt sein. Dabei kommen je nach Anwendung unterschiedliche Systeme zum Einsatz.

 

Zu den wichtigsten Komponenten zählen:

 

  • Ein Fahrzeug mit Rückspeisefunktion (z. B. Nissan Leaf, Hyundai IONIQ 5, Kia EV6).
  • Eine kompatible Wallbox, entweder auf AC-Basis (für V2H) oder DC-Basis (für V2G).
  • Ein Energiemanagementsystem (EMS), das den Energiefluss zwischen Fahrzeug, Haus und Netz koordiniert.
  • Sicherheits- und Schutztechnik nach VDE 0100 und VDE-AR-N 4105, inklusive Netztrennschutz und Spannungsüberwachung.

 

Welche Normen und Richtlinien sind für bidirektionales Laden relevant?

 

Für das bidirektionale Laden gelten verschiedene Normen und gesetzliche Regelwerke, die derzeit teilweise überarbeitet werden. Sie definieren, wie Strom sicher rückgespeist und gemessen wird.

 

Wichtige Normen und Vorschriften sind:

 

  • ISO 15118-20 (2022): Regelt die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladepunkt, inklusive Authentifizierung und Rückspeisung.
  • VDE-AR-N 4105 (2018-11): Beschreibt die technischen Anschlussbedingungen für Erzeugungsanlagen im Niederspannungsnetz.
  • DIN VDE 0100-722: Behandelt die Sicherheit und Auslegung von Stromkreisen, die Elektrofahrzeuge versorgen.
  • § 14a Energiewirtschaftsgesetz (2024): Ermöglicht Netzbetreibern die Steuerung von Ladeeinrichtungen und künftig auch Rückspeisefunktionen.
  • MessEG, MessEV und BNetzA-Entwurf (09/2025): Schaffen den rechtlichen Rahmen für Zweirichtungszähler und die spätere Vergütung rückgespeister Energie.

 

Bidirektionales Laden: Welche Hürden bestehen derzeit noch?

 

Obwohl die Technik serienreif ist, bremsen noch fehlende Standards und Abrechnungsmodelle die flächendeckende Nutzung. Besonders bei der Integration ins öffentliche Netz gibt es noch Klärungsbedarf.

 

Die größten Herausforderungen aktuell sind:

 

  • Noch kein einheitliches Vergütungsmodell für eingespeisten Strom.
  • Fehlende eichrechtskonforme Zweirichtungszähler in der Praxis (Regelung in Arbeit).
  • Markteinführung erster V2H-Systeme ab 2025, flächendeckend frühestens ab 2026 ff.
  • Offene Normfragen bei AC-Rückspeisung und Netzanschluss.

 

Wie können sich Hausbesitzer schon heute auf bidirektionales Laden vorbereiten?

 

Wer neu baut oder saniert, kann seine Elektroinstallation so planen, dass sie später rückspeisefähig wird. Das reduziert Aufwand und Kosten, wenn V2H- oder V2G-Lösungen marktreif sind.

 

Sinnvoll sind unter anderem:

 

  • Eine Wallbox mit ISO 15118-20-Schnittstelle,
  • ausreichend Leitungsquerschnitte für DC- oder AC-Rückspeisung,
  • ein modulares Energiemanagementsystem,
  • und die Abstimmung mit dem Netzbetreiber über zukünftige Anschlussmöglichkeiten.

 

FAQ – häufige Fragen zum bidirektionalen Laden

 

Was ist bidirektionales Laden?

 

Bidirektionales Laden bezeichnet die Fähigkeit eines Elektroautos, Strom nicht nur aufzunehmen, sondern auch wieder abzugeben. Das Fahrzeug kann gespeicherte Energie beispielsweise an das Haus (V2H) oder an das öffentliche Netz (V2G) zurückspeisen und so als mobiler Energiespeicher dienen.

 

Ist bidirektionales Laden in Deutschland erlaubt?

 

Bidirektionales Laden ist in Deutschland grundsätzlich erlaubt, wenn die geltenden technischen Vorschriften eingehalten werden. Während V2L und V2H bereits möglich sind, befindet sich V2G noch in der rechtlichen Klärung, um eine wirtschaftliche Nutzung künftig zu ermöglichen.

 

Ist bidirektionales Laden in Deutschland möglich?

 

Bidirektionales Laden ist in Deutschland technisch möglich, da erste Fahrzeuge und Wallboxen diese Funktion bereits unterstützen. Rechtlich befinden sich viele Aspekte noch im Aufbau, doch bis 2026 sollen verbindliche Rahmenbedingungen und Vergütungsmodelle geschaffen werden.

 

Was sind die Vorteile vom bidirektionalen Laden?

 

Die Vorteile des bidirektionalen Ladens liegen in der effizienteren Nutzung von selbst erzeugtem Strom, der Netzstabilisierung und einer höheren Versorgungssicherheit. Zudem kann überschüssige Energie künftig verkauft oder zur Eigenstromoptimierung eingesetzt werden.

 

Benötige ich für bidirektionales Laden eine neue Wallbox?

 

Für bidirektionales Laden wird eine speziell entwickelte Wallbox mit Rückspeisefunktion benötigt. Diese sollte den Standard ISO 15118-20 unterstützen und je nach Anwendungsart als AC- oder DC-System ausgelegt sein, um den Energiefluss sicher zu steuern.

 

Bidirektionales Laden: Ein Elektroauto ist an einem Ladekabel angeschlossen.